Equal Pension Day 2020
Kinderkriegen darf nicht zur Falle werden!
Heute, am 30. Juli, ist der Tag, an dem Männer in Österreich bereits so viel Pension bekommen haben, wie Frauen erst bis Jahresende erhalten werden. Auch wenn im Vergleich zum Vorjahr ein Tag gewonnen wurde, ist die Lage weiterhin bedenklich und inakzeptabel. Elisabeth Vondrasek, Vorsitzende der vida-Frauen und stellvertretene vida-Vorsitzende, spricht im Interview darüber, wie man den Frauen helfen kann und warum der Equal Pension Day so wichtig ist.
Heute ist der Equal Pension Day: Warum gibt es den Tag und warum ist der Tag so wichtig?
Elisabeth Vondrasek: „Heute ist der Tag, an dem Männer in Österreich bereits so viel an Pension bekommen haben, wie Frauen im gesamten Jahr erhalten. Im Vergleich zum Vorjahr hat sich Niederösterreich dabei um zwei Tage verbessert. Es ist noch immer so, dass die Pensionen von Männern im Durchschnitt deutlich höher sind als die von Frauen, die Spitze liegt bei 42 Prozent Differenz. So etwas ist natürlich inakzeptabel und es gilt, darauf öffentlich hinzuweisen.“
Warum gibt es solche Unterschiede?
Elisabeth Vondrasek: „Dafür gibt es mehrere Gründe. Einerseits ist es so, dass viele Frauen mehrere Jahre lang in Teilzeit oder in schlechter bezahlten Jobs arbeiten. Dazu kommt dann noch, dass viele Frauen eine Berufspause einlegen, um sich um die Kinder und die Familie zu kümmern. Auch das Pflegen von Angehören ist da ein Thema.“
Heißt das im Umkehrschluss, dass das Gründen einer Familie für die Frau später Nachteile hat?
Elisabeth Vondrasek: „Ja, das kann man so sagen, es darf aber keinesfalls so sein, dass Kinderkriegen zur Falle wird. Die Regierung ist hier gefordert. Es passt nicht zusammen, dass wir einerseits davon reden, dass die Kinder unsere Zukunft sind, auf der anderen Seite legen wir den Frauen und damit Familien Steine in den Weg, wo sie es sich dann überlegen müssen, ob sie Kinder bekommen wollen.“
Hat die Corona-Krise die Situation von Frauen weiter verschärft?
Elisabeth Vondrasek: „Ja und nein, am Beginn der Krise waren Männer deutlicher von Arbeitslosigkeit und Kurzarbeit betroffen. Der Unterschied ist aber, dass es bei Frauen öfter jene trifft, die gute Qualifikationen haben. Laut Wiener Zeitung sind die 64.000, die im Juni im Vergleich zu Februar mehr arbeitslos waren, zu 85 Prozent weiblich.“
Was muss die Regierung tun, um den Equal Pension Day der Vergangenheit angehören zu lassen?
Elisabeth Vondrasek: „Wichtigste Forderung unsererseits ist die stufenweise Verlängerung der Anrechnung der Kindererziehungszeiten bis zum 8. Lebensjahr des Kindes, statt bisher bis zum 4. Lebensjahr. Unser neues Modell würde Frauen insgesamt 175,40 Euro mehr im Monat bringen.“