Ich bleib mit meiner vida auf Schiene
Nächster Halt Pension: Josef Fiedler, seit 45 bei den ÖBB und bei der Gewerkschaft, erzählt im Podcast-Interview, warum er auch in der Pension seiner vida als Mitglied treu bleibt.

45 Jahre Gewerkschaft, 45 Jahre Gerechtigkeit. Das ist die persönliche Geschichte von Josef Fiedler. 1979 begann er seine berufliche Laufbahn bei den ÖBB. Damals trat der Eisenbahner auch der Gewerkschaftsbewegung bei. „Das war für mich selbstverständlich!“ In 45 Jahren hat Josef „seine“ Gewerkschaft immer begleitet. Viele Jahre davon war der gelernte Fernmeldemonteur als Betriebsrat für seine Kollegen und Kollegen im Einsatz. Anfang 2026 stellt er die Weichen neu und startet in den Ruhestand. Josef weiß schon jetzt: „Ich bleibe Gewerkschaftsmitglied – auch in der Pension!“
Bei unserem Podcast „vidaHören“ sprechen wir mit Josef Fiedler über seine berufliche Laufbahn bei den ÖBB, seinen Einsatz als Betriebsrat, und über die vielen Vorteile als Gewerkschaftsmitglied.
Welche beruflichen Stationen hat Josef bei der Eisenbahn absolviert? Wie hat sich die Arbeitswelt in den letzten Jahrzenten verändert? Mit welchen Anliegen ist Josef als Betriebsrat konfrontiert? Warum sind Solidarität und der Einsatz für Gerechtigkeit ein Leben lang wichtig? Und warum soll man immer Mitglied bei der Gewerkschaft sein? Hier hörst du die Antworten!
Höre hier „vidaHören“
„„Ich bin mit Leidenschaft Gewerkschaftsmitglied und bleibe es aus Überzeugung.“
Josef Fiedler, Betriebsrat ÖBB Infrastruktur AG
45 Jahre dabei
Josef Fiedler liebt seine Eisenbahn und seine Gewerkschaft. Seit 45 Jahren ist er beiden treu. 1979 begann er bei den ÖBB eine Lehre als Fernmeldemonteur. Damals trat er sofort der Gewerkschaft bei. „Das war für mich selbstverständlich!“ Schon der Vater war 35 Jahre lang bei den ÖBB tätig, „im Verschub“, erzählt Josef Fiedler. Er hat ihm schon in jungen Jahren mitgegeben, „dass es wichtig ist, eine gute Arbeitnehmer:innenvertretung zu haben, wo man immer Unterstützung bekommt“, blickt der Eisenbahner zurück. In den letzten 45 Jahren hat ihn die Gewerkschaft immer begleitet. „Und ich habe es keinen Tag bereut.“ Als Josef Fiedler Ende der 70er-Jahre seine Ausbildung begann, war alles analog. „Heute ist alles digital. Wer kennt zum Beispiel noch eine Wählscheibe?“, fragt er mit einem Lächeln. Mit den neuen Technologien hat sich die Arbeitswelt rasant verändert. „Für viele ist es schwierig geworden, da mitzuhalten“, weiß Josef Fiedler zu berichten.
Gut gewartet und vernetzt
Nach Abschluss der Lehrzeit war Josef Fiedler in der Fernmeldestreckenleitung der ÖBB in Wien tätig. Mitte der 80er-Jahre ging es für ihn auf die Strecke nach St. Pölten. Hier steckt oft mehr Technik dahinter, als man denkt. Handymasten, Informationsanlagen und andere elektronische Geräte benötigen ständig Aufmerksamkeit. Nächster Halt war für Josef Fiedler seine Heimat Amstetten, wo er bis 2000 seinen Dienst absolvierte. „Und wie es halt so ist im Leben, braucht man ab und zu eine Veränderung. Also bin ich wieder nach Wien gependelt und habe im Schichtdienst im Bereich Entstörungsmanagement gearbeitet“, blickt er zurück.
Große Kräfte, starker Antrieb
Als Disponent hat Josef Fiedler ein 30-köpfiges Team geleitet. Ein faires Miteinander war ihm immer schon wichtig. Das war auch sein Antrieb, Betriebsrat zu werden. Von 1997 bis 2005 war er als Vertrauensperson tätig. Durch die Zerschlagung der ÖBB in mehrere Teilgesellschaften wurden 2005 erstmalig Betriebsratsgremien gewählt. „Da war ich natürlich gleich Feuer und Flamme und mit dabei“, erzählt Josef Fiedler mit leuchtenden Augen. In der Zeit der großen Umwälzungen wollte er aktiv mitwirken, um die Rechte der Belegschaft bestmöglich zu sichern. Seitdem ist er als Betriebsrat in den verschiedensten Funktionen für die Anliegen seiner Kolleg:innen da. Ob Betriebsübergänge, Kollektivvertragswechsel, organisatorische Änderungen, es gab viele große Herausforderungen für Josef Fiedler. „Das Wichtigste war für mich immer, den Kolleginnen und Kollegen zur Seite zu stehen und darauf zu schauen, dass sie nicht auf der Strecke bleiben.“
Gewerkschaft wirkt immer
Josef Fiedler immer zur Seite stand „seine“ Gewerkschaft, nicht nur bei seiner Arbeit als Betriebsrat, sondern auch als Arbeitnehmer. „Man bekommt es vielleicht nicht immer mit, aber wenn ich mir die vielen guten Gehaltsabschlüsse anschaue, die die Gewerkschaft für uns alle erkämpft hat, das geht nicht ohne“, betont der ÖBB-Beschäftigte. In den letzten Jahrzehnten hat es viele Veränderungen bei „seiner“ ÖBB gegeben. Es waren die Pläne der schwarz-blauen Regierung unter Bundeskanzler Wolfgang Schüssel – Teilprivatisierung der ÖBB sowie Eingriff ins Dienstrecht –, die die Gewerkschaft im Jahr 2003 auf den Plan riefen. „Dass ich noch immer meinem alten Dienstrecht unterliege, ist dem großen 66-Stunden-Streik zu verdanken. Hätte es die Gewerkschaft damals nicht gegeben, wer weiß, wie es ausgegangen wäre.“ Für Josef Fiedler ist eines klar: Je mehr Menschen dabei sind, desto mehr kann die Gewerkschaft bewegen.
Weichen sind gestellt
Irgendwann heißt es auch für Josef Fiedler Abschied nehmen, auch wenn es ihm schwerfällt. „Wenn man drei Viertel seines Lebensalters mit den ÖBB verbracht hat, hinterlässt das natürlich Spuren. Ich gehe mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Denn ich habe in den letzten 45 Jahren viele Freunde fürs Leben gefunden.“ Im Jänner 2026 ist es so weit, dann startet für Josef Fiedler ein neuer Lebensabschnitt. Die Weichen hat er bereits im letzten Jahr gestellt. „Es ist mir ganz wichtig, dass die Jungen im Betriebsrat Fuß fassen. Bei der Wahl im Mai habe ich den Vorsitz an einen jüngeren Kollegen übergeben. Jetzt kann ich mit einem guten Gefühl in den Ruhestand einfahren“, blickt er zuversichtlich in die Zukunft. Dabei ist für Josef Fiedler eines fix: „Ich bleibe Gewerkschaftsmitglied! Denn auch im Ruhestand ist meine vida für mich da!“